Interview zur Broschüre „Fempreneurship – Ein Guide für Gründungsberater*innen“

Was braucht es, damit mehr Frauen* den Schritt in die Selbstständigkeit wagen?
In unserem aktuellen Interview spricht Dr. Kristina Stoewe (Co-Initiatiorin der Broschüre Fempreneurship – Ein Guide für Gründungsberater*innen) über die Entstehung und Zielsetzung der Fempreneurship Broschüre. Sie gibt Einblicke in Herausforderungen, persönliche Learnings und warum gezielte Unterstützung für Gründerinnen* heute wichtiger denn je ist.

 

Kristina, warum braucht es aus deiner Sicht eine FemPreneurship Broschüre?
Bei der Stärkung von Gründerinnentum ist oft die Rede von Role Models, also Frauen*, die schon gegründet haben und ihre Learnings teilen. Aber nicht nur die Gründerinnen* selbst profitieren von Vorbildern, sondern auch begleitende Gründungseinrichtungen. Aus diesem Grund haben wir die Fempreneuship-Broschüre ins Leben gerufen: Damit Berater*innen anderen Einrichtungen über die Schulter schauen können und deren erprobten Erfolgsfaktoren anschließend in ihre eigene Praxis weitertragen.

Warum ist es wichtig, speziell weibliches Unternehmertum zu thematisieren?
Gerade der Startup-Bereich ist in Deutschland immer noch stark männlich geprägt – nur rund eins von fünf Startups wird von Frauen* gegründet, und das schon seit Jahren. Zudem bekommen von Frauen* gegründete Unternehmen seltener und weniger externes Kapital. Es gibt also bei der Stärkung von Gründerinnentum noch viel Luft nach oben.

Worin siehst du die größten Herausforderungen für Frauen*, den ersten Schritt in die Gründung zu wagen?
Zum einen sind da die äußeren Gegebenheiten, zum Beispiel, dass weibliche Gründungen eben weniger als Role Models präsent sind. Zum anderen glaube ich, dass gerade viele junge Frauen* sich – noch viel stärker als Männer – kritisch fragen: Wann ist das richtige Timing? Wie passt die betriebliche Gründung zur Familiengründung? Schaffe ich das on top meiner anderen Verpflichtungen? Und dann den Schritt in die Gründung letztendlich nicht gehen, obwohl er eigentlich reizvoll erscheint.
Die Gründungsförderung hat dann die Rolle, gründungsaffine Frauen* früh und gezielt anzusprechen. Also auch jene, die noch keine konkrete Idee haben, aber bei denen der Gedanke an ein eigenes Startup oder auch Freiberuflichkeit ein Bauchkribbeln verursacht.

Wie genau gestaltet sich in deinen Augen eine gelungene Begleitung in der Gründungsförderung?
Die Basis einer guten Begleitung ist natürlich, die Entwicklung der Idee und Gründungspersönlichkeit mit den passenden Formaten und Werkzeugen zu unterstützen. Für angehende Gründerinnen* haben sich zudem spezielle Räume für Female Founders zum Austausch und Peer Learning bewährt, die diese nutzen können – wenn sie das möchten. Die Gründungsförderung ist aber auch der Türöffner ins weitere Ökosystem: Wo kann die Gründerin* Kontakte knüpfen, wo kann sie sich und ihre Idee weiterentwickeln, wo gibt es passende Finanzierung? Idealerweise gibt es auch Zugang zu Mentorinnen*, die Mut machen, Orientierung geben und ein Stück des Weges mitgehen.

Was würdest du Frauen* raten, die mit dem Gedanken spielen, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen?
Sucht euch eine Community und vernetzt euch bei jeder Gelegenheit mit Sparringspartner*innen! Niedrigschwellige Gründungsevents und -netzwerke für Frauen* gibt es inzwischen in vielen Städten, aber auch online. In Programmen wie EXIST-Women* oder dem „Female Founders Zertifikat“ bei NEXSTER können angehende Gründerinnen* zudem zunächst im geschützten Raum ihre Idee testen und weiterentwickeln, bevor sie sie gestärkt mit einem größeren Publikum teilen.

Hast du selbst Vorbilder, die dich inspiriert haben?
Als selbst frischgebackene Mutter inspirieren mich Gründerinnen*, die den turbulenten Familienalltag und ihr Startup erfolgreich jonglieren. So zum Beispiel Kathrin Lichius, die Gründerin von KInderleicht, die auch in unserer Broschüre mit einem Beitrag vertreten ist.

Welche Wirkung erhoffst du dir von dem Projekt?
Wir haben das Projekt mit dem Ziel vor Augen angestoßen, die Gründerinnenförderung zu stärken.
Beim Sammeln der Beiträge haben wir letztendlich selbst viele Aha-Momente erlebt und beinahe automatisch darüber nachgedacht, wie wir unsere eigene Gründerinnenförderung mit den neuen Impulsen bereichern können. Wir hoffen, dass es anderen beim Lesen genauso geht!

Neugierig geworden? Hier geht’s zur Broschüre: https://serwiss.bib.hs-hannover.de/frontdoor/index/index/docId/3441

 

Wir bedanken uns bei Kristina für das Interview und auch bei Sandra Skupin, die das Thema Female Entrepreneurship bei NEXSTER maßgeblich mitgeprägt hat.