Gründungsstory – adstock
Für uns von NEXSTER – dem Entrepreneurship Center der Hochschule Hannover – ist es täglich Brot, sich mit Startups, Gründung und dem Thema Selbstverwirklichung zu beschäftigen. Gerne möchten wir Euch mal einen Einblick hinter die Kulissen geben und zeigen wie eine Gründungsstory aussehen kann.
Eines unserer Startups ist adstock. Sie sind gerade mit einem Verkaufsassistenten für Influencer an den Markt gegangen. Um zu erklären, was sie machen, versuchen wir es mal in den Worten des NEXSTER Bierdeckels auszudrücken: Für Influencer mit vielen Werbeanfragen und wenig Zeit bietet adstock eine Vertriebslösung um die Kommunikation und den Verkauf von Werbeanzeigen zu vereinfachen.
Das Problem: Influencer haben ab einer gewissen Reichweite viele Werbeanfragen, die sie nicht mehr bedienen können. Auf jede Anfrage einzeln einzugehen, immer die gleichen Fragen zu beantworten und Preisangebote zu machen ist sehr zeitaufwendig. Bisher läuft es bei Influencern mit themenbasierten Accounts (also ein Account bei dem es sich nur um ein Thema handelt – wie beispielsweise Babys oder Autos) so, dass sie auch bei vielen Anfragen am Tag, einzeln antworten und jedes Mal neu in Verhandlungen treten. Nach vielleicht zwanzig Minuten schließt man dann eventuell einen Deal oder eben auch nicht. So sind Influencer manchmal Stunden nur mit der Kommunikation mit potenziellen Kunden beschäftigt. Das frisst natürlich unheimlich viel Zeit und Influencer haben häufig auch noch andere Jobs.
Und genau hier setzen die drei Jungs aus Hannover an. Sie helfen bei der Kommunikation mit Kunden und der Abwicklung von Aufträgen. adstock bietet Influencern dafür die Möglichkeit, ihr Portfolio zu hinterlegen. Im Portfolio geben die Influencer an, was sie zu bieten haben und wie viel Geld sie für ihre Dienste verlangen. Anschließend bekommt der Influencer einen personalisierten Link zur eigenen adstock Verkaufsseite. Diesen Link können sie dann an potentielle Kunden schicken oder direkt im Instagram Profil platzieren. Kunden gelangen durch den Link auf die Verkaufsseite, auf der Informationen über die Leistungen und Preise des Influencers angezeigt werden, und können sofort Werbung buchen. Das Ganze dauert dann nur Sekunden und das Tool erledigt den Rest. Der Influencer spart also unheimlich viel Zeit und Aufwand. Wie sie es selbst ausdrücken würden: „We simplify the way of selling ads on Instagram“
Hinter dieser Idee stecken Eugen, Fabian A. und Fabian H. (ja, zweimal Fabian).
Eugen ist der Macher mit Auge fürs Detail, 30 Jahre, Zahntechniker von Beruf und seit einigen Jahren auf der Suche nach Selbstverwirklichung. Fabian H. ist der strukturierte Geek, 21 Jahre jung und hat bereits ein Dienstleistungsunternehmen gegründet, zurzeit widmet er sich allerdings mit mindestens 70 Stunden die Woche adstock zu 200 %. Fabian A. beschreiben sie als den kommunikativen Mann für die Außendarstellung, er ist 22 Jahre und studiert Wirtschaftswissenschaften an der Uni Hannover im 6. Semester.
Die Idee entstand 2017 durch Fabians A. Interesse für Instagram. Er fand das Medium unheimlich spannend und probierte sich in verschiedenen Themenfeldern einfach mal aus. Von Uhren bis Kleidung bespielte er seine themenbasierten Accounts. Es stellte sich schnell heraus, dass diese Themen nicht viral gingen und er damit nicht viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Bis er einen Account für Hunde erstellte und siehe da – es funktionierte. Mit dieser Seite verkaufte er dann selbst Werbung für Halsbänder und Co, sodass er sich einen Minijob neben dem Studium sparen konnte. Als er die 100.000 Follower Marke knackte, gingen die Werbeanfragen erst richtig los. Nach einiger Zeit hatte er Schwierigkeiten auf Werbeanfragen einzugehen und nicht genügend Zeit, um auf alles adäquat zu reagieren. Auch hatte er Schwierigkeiten bei dem internationalen Umgang mit Steuern und der Rechnungserstellung. Dieses Problem hatte nicht nur er, sondern auch andere Leute aus seinem Instagram Netzwerk. Eine Lösung musste her!
Die erste Idee kam ihm damals mit Eugen. Sie lernten sich durch seinen Bruder kennen und hier entstand die erste Lösung. Ihnen schwebte eine Art Marktplatz vor, in dem Influencer ihre Anzeigen und Angebote inserieren konnten und gebucht werden konnten. Schnell zeigten sich bei dieser Überlegungen die ersten Nachteile, bspw. kommt es häufig zu Konflikten zwischen den Interessen der Influencer und denen von ihren Kunden. Außerdem gab es bereits einen großen Wettbewerb und viele rechtliche Hürden. Etwas Einzigartiges sollte her.
Als dann die Idee zu adstock (damals hieß es noch Myfolio) entstand, mussten sie noch einen Programmierer für sich gewinnen. Da diese leider nicht wie Sand am Meer für ein Startup zu gewinnen sind und es im Team natürlich auch noch passen sollte, schien dies erstmal eine große Herausforderung zu sein. Fabian A. kannte Fabian H. allerdings noch aus seinen YouTube- und Fitnesszeiten, damals hatte er ihn einfach mal angeschrieben und bei Weboptimierungen unterstützt. Eugen und Fabian A. erstellten ein Briefing von ihrer Idee und schickten es Fabian H., glücklicherweise war er sofort begeistert und dabei.
Ihre Unternehmergesellschaft (UG) haben Sie im April 2018 gegründet, da mangelte es noch an Startkapital für eine GmbH. Dazu sollte man erwähnen, dass sie sich noch nie live getroffen hatten. Erst zur Gründung Ihrer UG in Hannover reichten sie sich zum ersten Mal die Hände.
Selbst würden sie sagen, dass sie sich die Umsetzung leichter vorgestellt haben. Eine der größten Herausforderungen am Anfang war, einen Zahlungsanbieter zu finden, über den sie die Zahlungen abwickeln konnten. Dieser musste international agieren, akzeptable Konditionen bieten und weitere notwendige Kriterien erfüllen. Nach langem Hin- und Her wurde die Liste ihrer Möglichkeiten immer kleiner. Im Endeffekt kamen sie mit dem Zahlungsanbieter zusammen, den sie als erstes kontaktiert hatten.
Dann ging das nächste Thema los, Steuern – und das auch noch international! Hier bestand die Herausforderung vor allem in einer neuen EU-Richtlinie, die besagt, dass digitale Güter, wozu auch die Instagram Werbung zählt, im Land des Käufers versteuert werden müssen. Das bedeutete, sie mussten erkennen, in welchem Land der Kunde sitzt und dann dort automatisiert abrechnen. Auch wenn die Gründer über Google & Co. viele Informationen abrufen konnten, dass Vertrauen in die Quellen war meist nicht vorhanden und widersprüchliche Informationen machten es auch nicht einfacher. Selbst Steuerexperten waren auf diesem Bereich häufig überfragt. Der Umstand das sich zu dieser Zeit viel bei Gesetzen änderte machte es auch nicht leichter.
Nach langer Suche konnten sie einen Steuerberater finden, welcher Ihnen seitdem mit sicherem Rat zur Seite steht. Heute können sie darüber lachen. Damals sah das allerdings etwas anders aus.
Nachdem sie die Idee Ende 2017 bereits mit einem spartanischen Prototypen am Markt getestet haben, wurde es im Oktober 2018 ernst. Mit einem professionellen minimal funktionsfähigen Produkt gingen sie online. Dabei testeten sie das Tool erst einmal mit eigenen Instagram Accounts auf Herz und Nieren. Nach erfolgreicher Testphase in der sich das Tool nicht nur für Influencer, sondern auch für ihre Kunden als willkommene Lösung entpuppte, war die Zeit für den öffentlichen Launch gekommen. Jetzt hieß es Nutzer zu gewinnen.
Die erste Maßnahme dafür startete im April 2019. Dabei wurden 500 Mails an ihre Influencer Kontakte gesendet und adstock vorgestellt. Mit dieser Maßnahme gewannen sie tatsächlich die ersten 20 Nutzer. Nach der anfänglichen Freude über die ersten gewonnenen Nutzer und den Traffic auf ihrer Seite, kam der Rückschlag. Es stellte sich heraus, dass viele sich anmeldeten, aber niemand Verkäufe tätigte. Ohne Verkäufe entstand auch kein Umsatz. Somit ging es an die Fehlersuche- was war da los?
Sie schickten wieder Mails raus und fragten nach, doch die Antworten blieben aus. Auf technischer Seite konnten sie nachvollziehen, dass ihre Seite gut konvertierte und die Nutzer alle den gleichen Weg gingen. Sie meldeten sich an, erstellten einen Account, legten Preise fest und dann kam der Cut – niemand ging darüber hinaus. Die Jungs blieben hartnäckig, bis sie endlich via Instagram ein paar Antworten bekamen, die ihnen zeigten, dass sie gar nicht so nutzerfreundlich waren, wie sie dachten.
Nutzer konnten sich einen Account einrichten und bekamen danach einen personalisierten Link, doch die Anwendung dessen war ihnen nicht klar. Die Anwendung war bei der Entwicklung so selbstverständlich gewesen, dass darauf nicht ausreichend eingegangen wurde. Mit dem Feedback ihrer Kunden (Jaaaa, Lean Startup 😉 ) konnten sie sich nun verbessern. Der Fehler wurde eliminiert und alles verständlicher gestaltet. Im Mai 2019 starteten sie ihren nächsten Versuch, diesmal mit 5000 Kontakten. Außerdem erstellten sie Werbekampagnen auf Facebook und Instagram um Nutzer zu gewinnen. Mit dieser zurzeit finalen Version, wurden erste Verkäufe getätigt und über 300 Influencer gewonnen. Weitere Maßnahmen wie beispielsweise ein Werbevideo oder Markenbotschafter für sich zu gewinnen sind schon in der Pipeline.
Ziel für Ende 2019 sind die ersten 2.000 Nutzer. Sobald sie dieses Ziel erreicht haben, können sie einiges mehr realisieren. Bis jetzt müssen sie streng aufs Budget achten und machen das Ganze neben ihrer Arbeit. Beim Leanlab 2018 konnten sie bereits den zweiten Platz belegen und somit Büroflächen für 3 Monate abstauben. Durch Plug & Work, ein Wettbewerb der Wirtschaftsförderung Hannover, konnten sie sich noch finanzielle Unterstützung für Büro und Marketing sichern.
In fünf Jahren sehen sie sich fest verankert in der Influencer Branche. Dann möchten Sie weitere Probleme in der Branche lösen. Ideen gibt es genug.
Wir wünschen Euch auf jeden Fall weiterhin alles Gute, weiter so Jungs! 😉